by Eckhard Becker

Rügen 2022

The translation will be available soon

28.04.2022

Ankunft der meisten Teilnehmer*Innen unseres Arbeitswochenendes in der Unterkunft Hotel Inselglück in Lohme. Ich verteile die bestellten T-Shirts, die auf der Vorderseite das Logo des Vereins BSNHPA e.V. und auf der Rückseite das Logo des Projekts BSHRP zeigen und auch einige Flyer unseres Vereins für die Neumitglieder.

Wir sind diesmal 30 Teilnehmer*Innen, aufgeteilt in Organisation/Oberflächensupport über Wasser sowie 6 Tauchteams: vier Teams, die die Netze schneiden, ein Team, das Wasserproben entnimmt und filtert sowie ein Team zur Dokumentation. Neben 12 Vereinsmitgliedern, die tauchen sind 2 Vereinsmitglieder über Wasser verantwortlich, die Tauchteams zu betreuen und den Taucheinsatzplan zu führen.

Kooperationspartner

Tom von Baltic Sea Explorer organisiert die Arbeitseinsätze als Vereinsmitglied und unterstützt das Projekt zugleich mit seiner Frau Tanja als Kooperationspartner.

Weitere Teilnehmer sind Stefan Pape, der das Vorhaben filmt und seine Freundin Jenny, die sich  an den folgenden Tauchtagen als echte Hilfe für Taucher auf der GOOR II beim An- und Ausziehen der Tauchausrüstung erweist. Sie ist selbst auch Taucherin und kennt jeden nützlichen Handgriff – und wendet ihn geschickt an. Stefan hat nicht nur gefilmt, sondern auch die Teilnehmer interviewt. Ein Trailer ist bereits auf unserer Vereinsseite zu sehen.

Greenpeace ist als Kooperationspartner das 3. Mal – diesmal mit 10 Tauchern und Bootsführern - dabei. Toll!

Wolfgang Frank – Inhaber der Tauchbasis Prora – unser Mann vor Ort, weiß, wo die Wracks liegen, wie sie aussehen und welche mit Geisternetzen behangen sind. Er ist mit seinem Aluboot und technischem know how wieder federführend und unterstützend dabei.

Vorbereitung

Sabine – unsere Vorsitzende - macht noch schnell Corona-Tests bei allen, damit wir alle einigermaßen sicher sind, uns die Coronakrankheit weder einzufangen noch weiterzugeben. Alle negativ. Erleichterung macht sich breit. Alle können teilnehmen und freuen sich auf die 2 Tauchtage.

Tom holt sich die geplanten Team-Leiter in eine Gesprächsrunde für erste Absprachen. Im Restaurant begrüßt Sabine offiziell gegen 21.00 Uhr alle Teilnehmer*Innen und Tom teilt die Teams ein und verteilt sie auf die Boote/Schiffe und verkündet die Regeln und Abläufe.

  1. Wer ins Wasser geht, kommt gefälligst auch wieder raus. Gelbe Boje heißt: Notfall. Im Notfall geht ein Sicherheitstaucher mit einer zusätzlichen Flasche runter.
  2. Das Team (bestehend aus 3-4 Tauchern) geht gemeinsam ins Wasser und kommt gemeinsam wieder raus. Und zwar immer an der Schotleine mit der großen gelben Boje, an der auch ein Blitzer angehängt wird, damit die Leine am Wrack wiedergefunden wird.
  3. Tauchzeit: 40 Minuten max. einschl. Ab- und Aufstieg.
  4. Im Wasser 5 Minuten Netze schneiden, dann das Messer weiterreichen. Optimal: einer leuchtet, einer hält das Netz stramm und einer schneidet. Den letzten Schnitt macht der Teamleiter beim letzten Tauchgang, wenn alle Hebesäcke (vorerst nur leicht angeblasen und später vollgefüllt) angebracht sind, die das Netz hochbringen sollen und wenn die anderen Taucher in Sicherheit, also oben sind.
  5. 7 Minuten Deko(mpression) auf 6 Meter. Dort wird auch zur Sicherheit eine Flasche Sauerstoff angehängt + Regler.
  6. Wenn ein Team hochkommt, geht das andere runter.
  7. Jedes Team hat einen Teamleiter, der das Sagen hat und macht sich einen eigenen Tauchplan.

Nachdem alle Fragen beantwortet waren schauten sich Tom, Sabine und Tanja noch ältere Filme von den zu betauchenden Wracks an, um sich ein Bild von der Größe und Art des Wracks und der Netze zu machen.

29.05.2022

Wir treffen uns alle in Wolfgangs Tauchschule in Prora/Binz um 8.00 Uhr. Die zwei roten Schlauchboote von Greenpeace glänzen in der Morgensonne. Wir haben mal wieder Glück mit dem Wetter. Tom hält seine Morgenrede und erklärt das Netze schneiden insbesondere für die, die das noch nicht gemacht haben. Wolfgang holt ein trockenes Netz und erläutert das Netze schneiden mit dem Messer und der Schere. Wer mag, kann jetzt trocken üben. Das ist eine richtig gute Trockenübung vor dem Netze schneiden im dunklen Wasser der kalten grünen Ostsee.

Dann geht es los nach Glowe zum Hafen, wo es zunächst gilt, einen Parkplatz für die Autos und Bootsanhänger auf dem schon jetzt überfüllten Parkplatz zu finden. Die Boote werden an der Slipanlage zu Wasser gelassen. Einige Interessierte kommen und schauen neugierig zu. Ich nutze die Gelegenheit, zu erklären, wer wir sind und was wir vorhaben. Geisternetze bergen, weil sie eine Bedrohung für die Meeresbewohner sind und sich das Plastik der verlorenen Fischernetze in vielen Jahren in Mikroplastikteilchen verwandelt und irgendwann auch auf unserem Teller und in unserem Magen landet.

Die GOOR II wartet bei der Tankstation auf uns mit drei Mann Besatzung. Es ist ein Kraftakt, die Tauchausrüstungen an Bord zu bringen und später wieder runter. Die Flaschen wiegen ganz schön was.

Nach ca. einer Stunde Fahrt gehen die ersten Taucher ins Wasser, um zu erkunden, ob das Wrack geeignet ist, Netze zu bergen. Ist es nicht. Die Netze sind zu tief im Sand und können kaum geborgen werden. Mehr Glück haben wir an einem anderen Wrack in 30 Meter Tiefe, ein alter Gaffelkutter aus Holz, 38 Meter lang, 7 Meter breit. Hier werden auch Wasserproben am Wrack entnommen, um zu prüfen, welche Schadstoffe sich hier sammeln, wieviel Mikroplastik sich im Wasser befindet und ggf. welche Schwermetalle. Ulf schickt die Wasserprobe in einem gelben gut verschlossenen Hebesack nach oben. Wir fischen ihn auf und füllen das am Wrack entnommene Wasser in einen Wasserkanister.

Zurück im Hafen lassen wir den Abend bei einem guten Essen in einem Restaurant in der Nähe der Unterkunft ausklingen. Die Tauchgänge werden ausgewertet und eingehend besprochen.

30.05.2022

Wir treffen uns heute direkt am Hafen in Glowe und los geht’s. Wir sind früher auf dem Wasser als am Tag davor, weil die Boote schon alle im Wasser sind und der überwiegende Teil der Ausrüstung auf dem Schiff verblieben ist.

In mehreren Tauchgängen bringen die Teams weiter die Hebesäcke am Wrack umhüllenden Netz an und am Schluss wird das Netz vom Wrack mit wenigen Schnitten gelöst. Die roten Hebesäcke bringen das gelöste Netz nach oben zur Wasseroberfläche. Jetzt kommt der Kran auf der GOOR II zum Einsatz. Das ca. 300 Kg schwere Netz wird mit Hilfe des Krans – und geschickten Manövrierarbeiten der Schiffsbesatzung sowie helfenden Händen von Vereinsmitgliedern an Bord geholt. Das ist der spannendste Augenblick für Alle. Wieviel Netz haben wir geborgen? Was ist es für ein Netz und wie alt ist es in etwa? Was ist sonst noch so im Netz? Das Netz ist übervoll mit Muscheln, die zu weiterem Gewicht beim Herausziehen beitragen. Die Muscheln am Netz bilden auch ein über die Jahre gewachsenes Biotop unter Wasser. Dieses wird beim Netze bergen leider zerstört. Bei der Abwägung Netze aus Kunststoff zu bergen oder das Muschelbiotop zu belassen hat das Netze bergen gewonnen. Das Netz muss raus und die Taucher haben nicht die Zeit unter Wasser die Muscheln zu entfernen.

Bei der Untersuchung des Netzes an Bord entfernt ein Besatzungsmitglied zunächst alte Angelhaken und Köder. Ein Angelhaken war so groß, dass man meinen könnte, hier sei ein Angler auf Haifischfang gewesen, was Erstaunen auslöste. Die Köder sind ebenfalls aus Kunststoff und können von Fischen verschluckt werden – auch wenn sie nicht geangelt werden. Hier sollte man fordern, dass sich Kunststoffköder von selbst auflösen müssen. Auch Angelköder aus Plastik verunreinigen Flüsse und Meere, auch weil sie irgendwann als aufgelöste Mikroplastikteilchen im Meer schwimmen.

Die Muscheln werden soweit wie möglich wieder ins Meer gefegt, das Netz in einen großen Sack verpackt und später an Land auf einen Hänger verbracht und abtransportiert. Taucher, die im Wasser geholfen haben, das Netz zum Schiff zu bringen und an die Leine zu legen, werden wieder an Bord geholt. Die Hebesäcke werden entleert und zusammengefaltet.

Die Wasserprobe vom Vortag und die Wasserprobe vom heutigen Tag werden jetzt an Bord untersucht und später ins Labor gebracht.
Das erfolgreiche Netze bergen wird am Abend in einem Restaurant in der Nähe von Wolfgangs Tauchschule ausgewertet. Ich bin froh, dass alle Taucher wieder aufgetaucht sind zumal ich die Aufgabe hatte, die Anwesenheitsliste betreffs Abtauchen und wieder Auftauchen zu führen.

Ich danke allen Teilnehmenden für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Die nächste Tauchexkursion ist für Ende Oktober 2022 geplant. Hierzu kann man sich jetzt anmelden.

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